Zirbentschurtschen

🌞 13.7..2024

Spezialitäten

Verena macht Säfte. Die besten. Auch nicht alltägliche, wie zum Beispiel Lavendelsirup. Oft raffiniert gewürzt, und am liebsten gleich in größeren Mengen. Wenn sie die Zutaten dafür bekommt. Und das ist nicht immer ganz einfach. Vor allem, wenn es sie nicht zu kaufen gibt.

Diesmal soll es Zirbensirup werden. Eine ganz besondere Spezialität aus den jungen blauen Zapfen. Die hängen jetzt im Geäst zwischen den Büscheln mit fünf langen Nadeln. Gern weit oben in der Krone. Aber auch an den weit ausladenden tieferen Ästen alter Bäume.

Blau

Hast du schon einmal eine dieser blauen Tschurtschen (So heißen die Zapfen der Nadelbäume bei uns) in der Hand gehabt? Ganz klebrig vom Harz sind sie. Und duften wunderbar.
Jetzt sind sie noch weich, so dass du sie gut schneiden kannst. Dann zeigen sie ihr Inneres: leuchtend rot umrandete Scheiben mit weißen Ovalen, wie Blütenblätter um den Kreis in der Mitte angeordnet. Das sind die noch unreifen, durchgeschnittenen Kerne.

Genauso brauchst du sie, wenn du Saft daraus kochen willst. Oder auch Schnaps oder Likör ansetzen.

Zirbenzapfen
Zirbenzapfen
Alte Zirbe
Alte Zirbe
Blaue Tschurtsche
Blaue Tschurtsche
Blühende Bachbunge
Blühende Bachbunge

Zirbenland

Viele Zirben gibt es bei uns. Von 1600 Höhenmetern aufwärts bis zur Waldgrenze. Schlanke junge mit dünnen Stämmen. Stattliche Exemplare mit ebenmäßigen kegelförmigen Kronen. Und alte Baumriesen, von Wind und Wetter verkrüppelt.

Um ihre Zapfen zu sammeln gibt es verschiedene Methoden. Je nachdem, wo sie hängen. Oder auch liegen. Denn Wind, Eichhörnchen, Kreuzschnabel und Eichelhäher werfen immer wieder welche zu Boden. Dann brauchst du sie nur aufzuheben. Von niederen Bäumchen oder tiefhängenden Zweigen kannst du sie einfach pflücken. Sind sie nur knapp außer Reichweite, nimmst du einen Stock zu Hilfe, um den Ast herunterzuziehen. Aber sobald sie irgendwo weit über Kopfhöhe sind, dann hilft nur noch klettern.

Eichkatzl

Das ist Verenas liebst Methode. Flink wie ein riesiges Eichhörnchen ist auch die Zirbe mit dem dünnsten Stamm und den mickrigsten Ästchen nicht sicher vor ihr. Ich kann nur staunen, wie sie sich fast lautlos durch die engen Lücken im Geäst zwängt, ohne Schaden anzurichten.

Wenn sie mitten im Astgewirr auf der richtigen Höhe angelangt ist, rufe ich ihr zu, in welche Richtung sie nach den Tschurtschen greifen muss. Sie angelt das Zweigende dann zu sich heran und pflückt die begehrten Zapfen. Nachdem sie sie mit einem kleinen Triumphschrei präsentiert hat, wirft mir einen nach dem andern zu. Schwankt noch eine kurze Weile mit der Baumkrone im Wind und klettert wieder herunter.

Langsam wird auch die energiegeladene Verena müde von der anstrengenden Ernte. Denn mehr als eine Handvoll kann sie nicht vom Baum holen. Die meisten sind auch mit den besten Kletterkünsten nicht zu erreichen. Zu weit oben. Zu weit außen. Aber all seine Nachkommen wollen wir der Zirbe ja ohnehin nicht nehmen. Also heißt es, umso mehr Stämme zu erklimmen. Und das kostet Kraft und Mühe.

Da tun es dann auch die kleinen Zirben, die auf den verstreut liegenden Felsen wachsen. Oder die der Sturm gefällt hat, sodass sogar die Wipfelspitze zugänglich ist.

Respekt

Natürlich darfst du die Zapfen nur mit Einverständnis des Waldbesitzers vom Baum pflücken. Und dass du dabei nicht nur auf dich selbst gut aufpasst, sondern auch die Zirbe schonend behandelst, ist selbstverständlich. Geknickte Äste, abgeschabte Rinde und gebrochene Wipfel sind ein deutliches Zeichen dafür, dass da jemand am Werk war, der keinen Respekt vor der Natur hat. Und wahrscheinlich in Eile war, weil er vorher nicht gefragt hat.

Verena in der Zirbe
Verena in der Zirbe ...
Verena in der Zirbe
... ganz weit oben
Bunte Almwiese
Bunte Almwiese
Zirbenzapfenernte
Jetzt sind die kleinen Zirben dran ...
Zirbenzapfenernte
... und die umgestürzten
Zirbenzapfen
Blaue Zirbentschurtsche
Verenas Ernte
Verenas Ernte
Brennnesselgruppe
Brennnesselgruppe

Verknotete Schlangen

Einen wunderschönen Tag haben wir erwischt. Die Kühe fressen genüsslich die saftigen Almkräuter ab und liegen dann zum Wiederkäuen in Gruppen zusammen. Ihr Glockengebimmel ein vertrautes Geräusch im Tiroler Bergsommer.

Außerhalb der umzäunten Weiden steht der Bewuchs noch hoch. Ganze Gruppen von Brennnesseln mit langen Samenrispen. Orange, gelb, rot und lila leuchten Habichtskraut, Klee und Knabenkraut zwischen blühendem Gras und Schachtelhalm. Am Schlangenknöterich laben sich braune Schmalböcke mit langen Fühlern und Beinen. Die Bachbunge in den kleine Bächen stellt ihre zarten, himmelblauen Blüten zur Schau.

Almsommer

Und die Almrosen blühen. Hast du sie schon einmal genau betrachtet? Jede einzelne Blüte ein Wunder mit rosa Blütenblättern, geschecktem Kelch und Stiel.

Verenas Sammelziel ist erreicht. Genug für 4, vielleicht sogar 5 Liter Saft. Wir genießen die Sonne und den Wind, der zwischendurch ein wenig Abkühlung bringt. Kosten von Blüten und Samen. Staunen über die Schönheit der Landschaft. Tauschen Erinnerungen aus. So haben wir uns kennengelernt. Hoch auf dem Berg. Beim Essen und Sammeln der Schätze der Natur.

Knabenkraut mit Schachtelhalm
Knabenkraut mit Schachtelhalm
Schlangenknöterich
Schlangenknöterich ...
Schlangenknöterich mit Schmalbock
... mit Schmalbock
Almsommer
Vom Sturm geknickt
Orange-rotes Habichtskraut
Orange-rotes Habichtskraut mit einer ...
Orange-rotes Habichtskraut
... und mehreren Blüten
Zwischen Almrosen
Mitten zwischen ...
Almrosen
... Almrosen

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