Wilde Tiere
26. Jänner 2024
Neugeboren
Es ist Januar. Zwar schon der 26., aber eigentlich doch noch tiefster Winter. Die Sonne scheint. Der Himmel ist leicht bewölkt. Die Berge um mich herum in höheren Lagen noch von Schnee bedeckt. Es ist warm. Angeblich maximal 8 Grad. Doch das kann jetzt nicht stimmen, denn in der Sonne fühlt es sich viel wärmer an. In den letzten Tagen waren die Hänge der Nordkette vielen Sonnenstunden ausgesetzt. Dort, wo ich noch vor wenigen Wochen durch das trockene Bachbett aufgestiegen bin, rauscht jetzt das Schmelzwasser talwärts. Ich ziehe mich an Waldrebenranken die Böschung nach oben. Wie dicke Stahlkabel knoten sie sich um die Baumstämme und bieten mir ihre Hilfe an. Das trockene Laub am Boden raschelt unter meinen Schuhen. Immer wieder lugt vorwitzig ein kleines Pflänzchen hervor. Knoblauchsrauke, Löwenzahn, Nelkenwurz, Ruprechtskraut, Fingerkraut und Erdbeerblätter lassen sich sehen. Winzig klein, wie neu geboren, gerade aus der Erde geschlüpft. Auch das Schöllkraut hat neu ausgetrieben. Ich knipse ein Blättchen ab und sehe zu, wie der gelbe Saft aus dem Stiel sich langsam zu einem Tropfen formt. Damit hat mein Onkel früher die Warzen seiner Kinder zum Verschwinden gebracht. Altes Bauernwissen. Hellblau leuchten die Blüten des Ehrenpreises. An den Holundersträuchern zeigen sich rote Knospen. Und die ersten Blättchen der Heckenrose haben sich schon entfaltet.
Urtiere
Immer noch ernte ich Früchte vom vergangenen Jahr. Doch nicht zu viele. Denn gerade jetzt brauchen die Wildtiere diesen süßen Energiekick. Frostreife Hagebutten und saftige Schneeballbeeren haben den ganzen Winter lang durchgehalten. Auch wenn nicht mehr jede Frucht wirklich verlockend aussieht.
Viele Haselkätzchen haben sich schon gestreckt. Ganz weich liegen sie in meiner Hand. Ich mache den Klopftest. Nichts Gelbes kommt heraus. Noch gibt es nicht den leckeren, proteinreichen Pollen zu schlecken, der bald bei jedem Windstoß aus den Haselsträuchern aufsteigen wird. Aber zum Kätzchen-Sammeln ist es hier schon zu spät. Dazu sollen sie noch geschlossen sein.
Seltsame Tiere begegnen mir im Wald. Mit riesigen Augen und langen Rüsseln. Oder auch zwei Meter lang und mit gefährlichen Beißwerkzeugen. Beide mir völlig unbekannt. Aber zumindest bei einem brauche ich nicht lange zu rätseln, was es ist. Da steht sogar ein Schild dabei. Ich hab mir Borkenkäfer viel kleiner vorgestellt! 😉 Und dann schau ich auch beim anderen genauer hin. Auf seiner Schnauze steht es: Er heißt Pauli.
⇒ Triffst du auch manchmal auf so lustige Wesen bei deinen Spaziergängen durch die Natur?