Verrückt
⛅ 25.11.2024
Was für ein November!
Vor noch nicht einmal drei Wochen mit Freundin Katrin und ihrem Hund Eliah kurzärmelig und barfuß auf den Berg. Auf dem bloßen Boden liegen. Die Sonne genießen.
Vor einer Woche noch hab ich saftig-süße Himbeeren geerntet. Fast eine Hand voll. Und auch ein paar Walderdbeeren.
Und dann hat’s am Freitagabend zu schneien begonnen. Wintereinbruch. Dicke weiße Flocken, die über Nacht liegengeblieben sind. Am Samstagmorgen das ganze Panorama weiß. Nicht nur die Berggipfel. Auch in der Stadt zentimeterdick Schnee.
Und jetzt ist der Herbst wieder zurück! Die stürmischen Winde haben die weiße Pracht im Tal wieder geschmolzen. Die Reste auf höhere Regionen zurückgedrängt. Die Hänge freigelegt. Sturmböen rütteln an den Bäumen. Fegen die bunten Blätter zu riesigen Haufen zusammen. Treiben sie wieder auseinander. In alle Windrichtungen davon.
Buntes Allerlei
Ahorn, Eiche, Hasel, Linde und Kirsche. Holunder, Weide und Pappel. Rot, gelb, grün und braungefleckt. Mit glatten, gezähnten und gebuchteten Rändern. Völlig zerknüllt oder wie glattgebügelt. Dazwischen die Zapfen von Fichte, Lärche und Kiefer. Und die kugeligen Früchte der Platanen, die beim Aufschlag auf den Boden platzen und sich in braune Wolle verwandeln. Lauter kleine Nüsschen, die der Wind an den haarigen Fasern packt und davonträgt.
Kalte Füße
Tapfer haben viele Pflanzen durchgehalten. Knoblauchsrauke und Goldrute scheinen ihre kalten Füße im Schnee schon wieder vergessen zu haben. Dem Rotklee machen solche Temperaturwechsel offensichtlich auch nichts aus. Stramm steht er vor den zartgefiederten Schafgarbenblättern. Die Engelwurz tut so, als wär es noch Frühling. Voller Blätter, Knospen und Blüten ist sie. Soll der Winter doch kommen! Mir ist’s egal.
Auch der Ziest hat sich prächtig gehalten. Mit seinen saftig-grünen Blättern produziert er schon wieder ordentlich Chlorophyll. Genau wie der Wiesensalbei. Lagert Nährstoffe in seiner Wurzel ein für die harte Zeit. Irgendwann werden die Minusgrade kommen und auch bleiben.
Nur die Kratzdistel in der schattigen Senke lässt traurig ihre Köpfchen hängen. Auch wenn die vertrockneten Blätter am Stiel drohend die Stacheln zeigen: Der Schnee hat sich davon nicht einschüchtern lassen. Die Nässe hat die Samenschirmchen verklebt. Und statt fröhlich davonzufliegen, sind ihre Nachkommen im artischockenähnlichen Blütenboden steckengeblieben.
Nachhilfe
Da muss ich doch nachhelfen! Die grau-weißen Knäuel herunterzupfen und zwischen den Fingern zerreiben. Trocken blasen und dem Wind übergeben. So, wie es von Anfang an gedacht war.
Was für einen wunderbaren Aussichtsplatz hat sich dagegen das Habichtskraut ausgesucht! Von Jungkiefern vor dem Wind geschützt. Nach Süden gewandt, sodass schon die ersten Sonnenstrahlen die behaarten Blätter erwärmen, trägt es immer noch Blüte. Und an dieser sonnigen Stelle schaffen es vielleicht sogar noch seine Knospen, ebenfalls zu erblühen.
Tomaten?
Nackt stehen die Wildrosen da. Nur mehr ein paar schmale Hagebutten an den stachelbewehrten Zweigen. Aber was ist das? Schau einmal da drüben! Voll im Laub präsentiert sich die Kartoffelrose. Ihre radieschenförmigen Früchte teils noch orange, nicht einmal richtig rot. Saftig das Fruchtfleisch, das sich leicht von den pelzigen Kernen löst. So viel mehr davon haben sie als die Konkurrenz. Aber bei weitem nicht so intensiv im Geschmack. Das hab ich schon öfter festgestellt. Findest du das auch?
Trotzdem freu ich mich über das unerwartete Geschenk. Ein ganzes kleines Einmachglas kann ich füllen. Fast könntest du die dicken Hagebutten für Cocktailtomaten halten, wenn nicht die vertrockneten Kelchblätter so markant abstehen würden. Mit den gekräuselten Staubgefäßresten in der Mitte sehen sie richtig dekorativ aus!
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