Platzkonzert

20.5.2024 ⛅
Buntes Allerlei
In der Früh hat es geregnet. Noch immer hängen dunkle Wolken über dem Tal. Die Wiesen stehen in saftigem Grün. Die Grillen zirpen so laut, dass sie den Verkehrslärm der Straße unter mir übertönen.
Wie weißer Schaum schweben die Blüten des Wiesen-Labkrauts über den grünen Halmen, nur noch überragt von Pippau und blühenden Gräsern.
Die Witwenblumen locken mit ihren lila Köpfchen Bestäuber an. Auch an den Karthäusernelken krabbeln Bienen und Käfer herum. Gelbe Weideröschen und Ehrenpreis drängen sich am Zaun. Inseln von violettem Wiesensalbei und weißen Margeriten durchbrechen das bunt gesprenkelte Grün.
An den hohen Sauerampfer-Stängeln leuchten grüne und rötlich braune Samen. Jeder Windstoß trägt die weißen Schirmchen der Pusteblumen wie Wattebäusche davon.
Hast du schon von den winzigen Blütenknospen der Schafgarbe gekostet? Würzig schmecken sie, doch nicht so intensiv wie die Blätter. Ich krieg gar nicht genug davon. Eine ganze Handvoll hab ich gepflückt und werfe sie mir nach und nach in den Mund wie Zuckerbonbons.
Platzkonzert
Oben am Hang wird ein Haus gebaut. Die Hammerschläge zerreißen die Stille. Sie zerstören mir jede Aufnahme des Grillengezirps. Als sie für kurze Zeit verstummen, versuche ich es erneut. Aber diesmal mischen sich die Kirchenglocken ein. Also geb ich es endgültig auf und begnüge mich damit, das Grillenkonzert hier und jetzt live zu genießen.
Vom Wegrand nickt mir das Leimkraut wohlwollend zu. Darunter kringeln sich abgefallene Walnussblüten, zwischen denen sich die Ameisen tummeln.
Die Brennnesseln zeigen erste Blütenansätze, während sich die Knospen am Holunder schon geöffnet haben. Ein vorbeigehender Mann macht mich lachend auf meine gelbe Nasenspitze aufmerksam. Zu tief habe ich sie wohl in die Blütenrispe gesteckt um den köstlichen Duft zu inhalieren.
Ohren und Stacheln
Und wieder beginnen die Tropfen zu fallen. Ein paar hält das Lilienhähnchen am Blattrand der Türkenbund-Lilie noch tapfer aus. Aber dann verzieht sich das rote Käferchen doch lieber auf die schützende Unterseite. Der Regen wird heftiger. Ich sammle noch die Judasohren am Totholz ein, die die Feuchtigkeit wieder anschwellen lassen hat, so dass ich sie schon von weitem sehe. Dann werfe ich meinen Regenumhang über mich und meine Sammeltaschen. Vorbei an Mädesüß, Zimbelkraut und dicken Gespinsten an der Traubenkirsche eile ich den Weg hinab und denke: “Das war’s für heut!”
Doch grad bevor ich die ersten Häuser erreiche, sehe ich Dutzende von riesigen Gänsedisteln am Hang vor mir. Da mir der Regen gerade eine Pause gönnt, bleib ich stehen und sammle zwei riesige Sträuße, die kaum in meine Beutel passen. Wie gut, dass ich für den “Notfall” immer die große Einkaufstasche im Rucksack hab!
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