Paarungszeit

⛅12.3.2025

Unterschätzt

Kaum geregnet hat es in den letzten Tagen. Das Wasser des Inns hat sich weit zurückgezogen und einen neuen Uferstreifen freigegeben. Zwei rostige Fahrräder liegen darauf. Schön nebeneinander abgelegt hat sie das Wasser überspült. Da hat wohl jemand unterschätzt, wie schnell die Fluten bei Starkregen steigen. Nicht bedacht, dass alle Zuflüsse gleichzeitig ihre Wassermassen in den Inn ergießen.

Ungerührt stehen die Pappeln am Ufer. Der Natur sind all diese Phänomene vertraut. Auch wenn der Mensch sie durch sein Eingreifen stetig verschärft und verändert. Sie passt sich jedesmal wieder an.

Unscharf

Immer mehr Knospen werfen ihre harzklebrigen Schuppen ab und öffnen sich. Geben männliche Blüten mit dicken, purpurroten Staubbeuteln frei. Steck dir doch eines der Kätzchen in den Mund! So kurz nach dem Öffnen sind sie noch saftig und weich. Ein süßer Geschmack entfaltet sich auf deiner Zunge, bevor dann das Harz dominiert.

Von den Zitterpappeln hängen wollig-weiche Gebilde. Nicht zum Kosten, sondern vielmehr zum Streicheln verlocken sie mich. Sie sehen wie graubraune Katzenschwänze aus. Immer mehr davon fallen zu Boden. Kriechen vom Wind getrieben über Sand und Gestein. 

Ich entdecke die erste Zikade. Hinter einer Knospe sitzt sie am Zweig. Will sich nicht fotografieren lassen. Von welcher Seite ich es auch versuche – sie zieht sich sofort auf die andere zurück. Schließlich gelingt es mir doch, sie einzufangen. Nicht ganz scharf, aber immerhin. Und dann lass ich sie in Ruhe.

Rostige Fahrräder
Rostige Fahrräder
Schwarz-Pappelknospe
Schwarz-Pappelknospe
Schwarz-Pappelkätzchen
... und Kätzchen
Zitter-Pappelkätzchen
Zitter-Pappelkätzchen
Zikade
Zikade von oben ...
Zikade
... und von der Seite
Weidenkätzchen
Männliche ...
Weidenkätzchen
... Weidenkätzchen

Dekorativ

Am weißen Ufersand stehen liebevoll gebastelte Ornamente. Steinspiralen. Ineinander verflochtene Jungtriebe. Mit Blüten und Zweigen verzierte Gestecke. Verschiedene Weiden rundherum. Bäume und Sträucher. Auch an ihnen Kätzchen. Aber ganz andere als an den Pappeln.

Kurz und stumpf sind die der Sal-Weide. Igelchen, von denen lange Samenfäden abstehen. Teils noch mit prallen, gelben Staubbeuteln an den Enden. Die anderen von fleißigen Bestäubern schon abgeerntet, oder vom Wind verblasen und leer.  

Siehst du darunter den grauen Pelz durchscheinen, wie du ihn von den Palmkätzchen kennst?

Die Purpur-Weide hat schlanke, rote Knospen, die sich eng an den Zweig schmiegen. Der Pelz ihrer Kätzchen ist von einem dunkleren Grau. An manchen hängen noch die Knospenhülsen. Katzenfinger mit scharfen Krallen daran.

Auch von ihnen sind schon manche voll erblüht. Lange Staubfäden mit den gelben Staubbeuteln dran. Das Grüne dagegen sind die Weibchen. Mit flaschenförmigen Fruchtknoten und der zweiteiligen Narbe darauf besetzt. Wie bei den meisten Weidengewächsen – zu denen auch die Pappeln gehören – stehen Männlein und Weiblein getrennt.

Schön nacheinander

Die Blüte kommt vor dem Blattaustrieb. Doch auch die ersten Blätter entfalten sich gerade. Zartes Grün am roten Zweig. Dicht behaart sind die feinen Blättchen. Doch das kannst du wohl nur in der Vergrößerung so deutlich sehen.

Auch an den Eichen schwellen die Knospen. Oft noch vom Vorjahreslaub fast verdeckt. Auffällig gepunktet sind die winzigen Blüten des Sanddorns. Kurz und dick sitzen sie auf dem dornenbewehrten Holz. Warten darauf, dass der Wind den Samen verteilt und die Narben bestäubt. Nur so kann es reiche Beerenernte geben.

Paarungszeit – die gibt’s auch bei den Pflanzen. Die Allergiker wissen‘s – jetzt fliegt überall Pollen durch die Luft. Männliche Blüten geben ihn ab und verschwinden, und nur an den weiblichen bildet sich die Frucht.

Weibliche Weidenkätzchen
Weibliche Blüte ...
Weidenblattaustrieb
... und Blattaustrieb
Weidenkätzchen
Knospenkrallen
Eichenknospen
Eichenknospen
Sanddornblüte
Sanddornblüte allein ...
Sanddornblüte
... und in der Gruppe
Echter Seidelbast
Seidelbast mit Knospe ...
Echter Seidelbast
... und Blättern

Pink

Jetzt zieht es mich tiefer in die Au hinein. Biberspuren an den Bäumen auch noch ein gutes Stück vom Ufer entfernt. Der Echte Seidelbast lacht mir mit seinen pinken Blüten entgegen, die stiellos direkt am Holz wachsen. Blätter bildet er nur an den Triebspitzen aus.

Licht schimmert durch die Adern eines „Nasenzwickers“, der in einer Astgabel steckengeblieben ist. Hast du dir als Kind auch die geflügelten Samen des Ahorns auf den Nasenrücken geklemmt?  

Die dämmrige Böschung ist mit Leberblümchen überzogen. Leuchtend bunt. Und zwei Huflattiche haben es sich auf einem bemoosten Baumstumpf gemütlich gemacht.

Ich steige am Rand des Bächleins über Totholz und versumpfte Querläufe. Rutsche fast auf glitschigem, halbwadenhohem Laub aus. Vielstimmiges Vogelgezwitscher im Geäst über mir. Schließlich ist es Frühling, Paarungszeit auch bei ihnen. Und viele haben schon mit der Brut begonnen.

Immer noch

Jetzt hör ich das Plätschern von fallendem Wasser. Das heißt, dass ich ganz nah an der Quelle bin. Und genau da will ich hin. Jedes Jahr wieder überprüfe ich die winzige Population an Echter Brunnenkresse, die sich nur im klaren Wasser dort hält. Immer in der Hoffnung, dass sie diesmal merklich gewachsen ist. Doch wieder ist es nur eine kleine Gruppe der hübschen, flachen Blattrosetten, die auf mich wartet. Doch wenigstens ist die erhalten geblieben.

Bitte denk daran, nur das zu ernten, was es wirklich in Massen gibt! Die Brunnenkresse ist nicht ohne Grund bei uns in Tirol streng geschützt.

Ich folge dem Lauf in die andere Richtung. Wasserminze ist nicht so empfindlich. Die gedeiht auch dort, wo es etwas trüber ist. Und dann die Freude, als ich doch noch eine zweite Gruppe Brunnenkresse entdecke, die geschützt unter querliegenden Stämme an einer breiteren Stelle im Wasser liegt.

Ahornsamen
Ahornsamen
Leberblümchen
Leberblümchen in Violett ...
Leberblümchen
... und Rosa
Huflattich
Huflattich
Uferdeko
Uferdeko
Echte Brunnenkresse
Echte Brunnenkresse im Verbund ...
Echte Brunnenkresse
... und allein
Wasserminze
Wasserminze

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