Riesen-Bärenklau

24. April 2023
Neophyten
Einer meiner liebsten Sammelplätze. Brennnesseln, Taubnessel, Giersch und Gundermann, Gänsefingerkraut und Gänsedistel. Aber nicht nur das. Hier gibt es so viel zu entdecken, zu staunen, zu fotografieren. Nicht nur “Gewöhnliches”. Auch Pflanzen aus anderen Ländern wachsen an diesem Ort. Eingeführt als Zierde für den Garten. Mit dem Aushub abgelagert. Ausgewildert. Allerlei Blumen. Und auch der Stechapfel ist hier zu finden. Aber die lassen sich noch nicht sehen. Dafür ist es noch zu früh.
Aber einer fällt auf. Sticht zwischen den teils schon üppigen, aber immer noch kleinen Pflanzen heraus. Wunderschön. In üppigem Grün. Mit spitz zulaufenden Fiederblättern überragt er alle anderen. Der Riesen-Bärenklau. Auch Herkulesstaude genannt. Wegen seiner beachtlichen Größe. Bis zu 4 Meter hoch kann er werden. Manche berichten sogar von 5 Meter hohen Exemplaren.
Der Riesen-Bärenklau ist mit dem einheimischen Wiesen-Bärenklau verwandt. Der ist eine gute Speisepflanze und ich sammle ihn gerne. Die Blätter als rohe Salatzutat. Die Stiele als Gargemüse in Pfannengerichten. Zwar enthält auch er Furocumarine. Das sind phototoxische Substanzen. Aber nur empfindliche Menschen reagieren mit Reizungen der Haut und Rötungen auf seinen Pflanzensaft.
Sein großer Verwandter dagegen, der aus dem Kaukasus stammt und bei uns eigentlich nichts zu suchen hat, ist brandgefährlich. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sein Gehalt an Furocumarinen ist so hoch, dass schon eine kurze Berührung, bloßes Anstoßen, genügt, um den natürlichen UV-Schutz der Haut zu zerstören. Sobald die betroffenen Stellen mit Sonnenlicht bestrahlt werden, zeigt sich das volle Ausmaß der Giftigkeit. Und das nicht nur bei empfindlichen Personen.
Achtung! Gefahr!
Als Folge des Kontakts können verbrennungs- und verätzungsähnliche Hautreaktionen auftreten. Große Blasen mit starken Schmerzen. Wunden, mit denen du am besten sofort einen Arzt aufsuchst. Denn sie können zu Fieber, Schweißausbrüchen und sogar Kreislaufschocks führen. Und sie heilen nur langsam ab und hinterlassen Narben und Pigmentstörungen. Damit du immer daran denkst und diese Pflanze nie wieder berührst.
Als Erst-Hilfe-Maßnahmen wird Folgendes empfohlen:
- Betroffenen Hautstellen sofort abdecken, damit sie nicht dem Sonnenlicht ausgesetzt werden.
- Schnellstmöglich mit Wasser und Seife, besser noch mit Spiritus, abwaschen.
- Bei Hautreizungen und/ oder Schmerzen sofort einen Arzt aufsuchen.
Falls du nichts spürst, weil es ein regnerischer Tag oder schon finster ist: Meide die Sonne in den nächsten Tagen, da die Wirkung auch noch nach 48 Stunden einsetzen kann.
⇒ Hattest du schon einmal Kontakt mit den Riesen-Bärenklau?
Lass die Pfoten von Exoten
Immer mehr Pflanzen aus anderen Erdteilen breiten sich bei uns aus. Zu sorglos gehen die Gartenbesitzer damit um. Sie wissen es wahrscheinlich nicht besser. Kennen nicht die Gefahr. Für Gärtner, die große Parkanlagen betreuen, gilt diese Entschuldigung allerdings nicht. Und doch entsorgen auch manche von ihnen Neophyten, auch so gefährliche wie den Riesen-Bärenklau, einfach auf ihren Lagerplätzen. Und von dort aus erobern sie sich die heimische Natur. Und schon bald ist ihre Verbreitung nicht mehr aufzuhalten.
Ihr besonderes Aussehen, ihre bunten Farben, die Größe, die ungewöhnliche Form laden uns geradezu ein, sie zu berühren. Sie in die Hand zu nehmen, um sie besser betrachten zu können. Aber das kann schlimme Folgen haben.
Mein Rat: Lass die Pfoten von Exoten!
⇒ Welche Neophyten wachsen in deiner Umgebung?