Süße grüne Blüten
7.4.2024
Gelbgrün
Schon von weitem sehe ich sie leuchten. Die gelbgrünen Blüten stechen aus dem dunklen Grün der Fichten und Kiefern heraus wie ein Grasfleck auf einer weißen Hose. Voller Vorfreude eile ich den Hang nach oben. Und dann steh ich enttäuscht vor ihm. Mein Blick wandert den Stamm nach oben. Immer weiter und noch weiter. Vier Meter mindestens. Erst dann breitet er seine stattlichen Äste aus. Die Zweige daran sind voll mit den begehrten Blüten. Aber keine einzige davon kann ich erreichen. Also wende ich meinen Blick zum Boden. Hoffend, wenigstens ein paar seiner leckeren Schößlinge zu erhaschen.
Hasenohren
Und da. Kannst du es sehen? Ein winziges Pflänzchen mit zwei langen Keimblättern. Fast wie Hasenohren sehen sie aus. Und da noch eins. Und noch eines, das schon ein bisschen größer ist. Und wieder eines. Ein ganze Spitzahornbande, versammelt um die Wurzeln des alten Baumriesen. Ein besonders zartes Baumkind ziehe ich vorsichtig aus dem Boden. Nach langer, gründlicher Betrachtung wandert es, wie schon so viele seiner Vorgänger, in meinen gefräßigen Mund.
Endlich
Nicht lange dauert’s, und ich bin auf der Anhöhe. Ein großer Parkplatz, durch Grünstreifen unterteilt. Und darauf Spitzahorn. Einer neben dem anderen. Viel kleiner als der im Wald. Die Äste hängen bequem bis auf Augenhöhe herunter und noch tiefer. Die Blüten ganz einfach zu pflücken.
Um diese Zeit ist nichts los hier. Zwei, drei Autos. Eine italienische Familie mit Campingbus, die auf Klappstühlen ihr Mittagsessen genießt. Ich greife zu. Und schnapp, schnapp, schnapp, sind die grünen Blüten verschwunden. Nur mehr vier eingerollte Knospenschuppen über dem hölzernen Griff, zwei zartbeflaumte, gefaltete Blättchen und ein paar leere Stiele, aus denen weißer Milchsaft tropft. Klebrig süß.
Baumblüten
Jetzt sind die Bäume dran. Locken mit weißen Blüten, die nach Marzipan schmecken. Mit harzigen roten Zapfen. Mit weichen, jungen Nadeln. Und mit zarten, jungen Blättern. Linde, Hasel und Ulme zum Beispiel. Die letzte hat auch schon mit dem Fruchtansatz begonnen. Grüne Plättchen. In diesem frühen Stadium weich und ebenfalls essbar. Nicht alles ist genießbar. Doch auch die Augen essen mit an diesem reich gedeckten Frühlingsbuffet. Die Kirschpflaumen werfen schon ihre Blütenblätter ab. Bestäubung vorbei. Der Fruchtansatz kann beginnen. Der Weißdorn steht in voller Blüte. Und die Traubenkirsche überlegt sich noch, ob sie aufmachen soll.
Hans-guck-in-die-Luft
Wie Hans-guck-in-die-Luft bin ich unterwegs. Zupfe hier. Bestaune da. Beobachte die Bienen, die sich eilig bedienen, so, als würde es kein morgen geben. Oder so lange fast unbeweglich in einer Blüte verweilen, als wären sie eingeschlafen. Käfer, die den Pollen von Weidenkätzchen nuckeln. Fette Nachtfalter, die so schnell mit den Flügeln schlagen, dass man fast nur ihre pelzigen Leiber sieht.
Hast du dir schon einmal die Blüten der Lärche angesehen? Diese bunten Zapfen, von hell leuchtend bis tiefrot. Oder die winzig kleinen der Fichte? Fast versteckt im Nadelkranz am Zweigende? Ja! Auch die Nadelbäume blühen. Wunderschön, wenn du genau hinschaust. Oder völlig unbemerkt, wenn du nicht darauf achtest.
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