kaugummi

20. Februar 2023
Kennst du den Waldkaugummi?
Nein. Kaugummi ist nicht erst mit der amerikanischen Besatzung nach Tirol gekommen. Auch wenn die ständig kauenden Soldaten den einheimischen Bauern wie ihr Rindvieh vorkamen. Kühe sind nämlich Wiederkäuer. Sie haben 4 Mägen, um den geringen Nährstoffgehalt von Gras, ihrem Hauptfutter, optimal auszuwerten. Aufgrund ihres speziellen Verdauungssystems würgen sie den Panseninhalt nochmals portionsweise ins Maul. Dort zerkauen sie ihn gründlich und schlucken ihn wieder herunter. Die Kiefer der Rinder scheinen also dauernd in Bewegung zu sein. Aber aus Notwendigkeit. Nicht aus Vergnügen, wie die der Soldaten.
Doch auch die “wilden” Tiroler hatten ihre Art von Kaugummi. So wie viele Völker, die die Schätze der Natur noch zu nutzen wissen. Mein Papa war ein Bergbauernbub aus Schmirn. Das ist ein kleines Dorf in den Tiroler Alpen auf 1.400 Höhenmetern. Er hat uns schon als Kindern gezeigt, dass man Pech “kuien” kann. Und auch heute noch wird Fichtenharz als “Kuipech” (Kaupech) bezeichnet.
Hast du schon einmal Baumharz gekaut?
Die Konsistenz ist wichtig
Flüssiges Baumharz sollst du auf keinen Fall essen! Wenn du Waldkaugummi probieren möchtest, dann achte unbedingt auf die richtige Konsistenz!
Drück mit dem Finger drauf. Es soll weder zu weich, noch zu fest sein, und außerdem klar und rötlich-golden schimmernd. Dann ist es genau richtig.
Jetzt kannst du ein Stück in den Mund nehmen. Aber beiß nicht gleich hinein! Sonst klebt es nur an deinen Zähnen fest. Roll es zwischen Zunge und Gaumen ein bisschen hin und her. Mit der Zeit wirst du merken, wie sich die Konsistenz langsam verändert. Jetzt kannst du vorsichtig mit den Zähnen prüfen, ob es schon zäher geworden ist. Und schließlich kannst du es wie einen “normalen” Kaugummi kauen.
Wenn du aber etwas isst oder trinkst – und sei es auch nur Wasser – dann nimm dein Kaupech besser aus dem Mund! Denn es kann sein, dass es sich zersetzt und dann wirst du die bröseligen Reste lang nicht mehr los.
Die Qualität macht den Unterschied
Waldkaugummi ist viel gesünder als das, was du heute in den meisten Geschäften kaufen kannst. Und außerdem verliert er seinen Geschmack nie.
Die natürlichen Inhaltsstoffe desinfizieren deine Mundhöhle und schützen sie vor dem Eindringen von schädlichen Keimen. Natürlich ist auch kein Zucker enthalten. Und auch keine künstlichen Farb- oder Aromastoffe finden sich in dem Naturprodukt.
Die meisten Kaugummis, die du in Geschäften erhältst, sind auf Erdölbasis hergestellt. Gesüßt mit viel zu viel Zucker oder bedenklichen Alternativen, und künstlich aromatisiert. Was genau drin ist, weißt du nie. Dass das nicht gesund ist, brauch ich dir ja nicht zu sagen.
In meiner Jugend gab es noch richtige “Chicles”. Diese wurden aus dem getrockneten Saft des Breiapfelbaums (Manilkara zapota) hergestellt. Schon die alten Mayas kannten dieses Geheimnis.
Inzwischen findest du Kaugummis auf natürlicher Basis wieder in manchen Bio-Läden. Auch der Versandhandel bietet verschiedene Versionen an. Es gibt sogar ein kleines österreichisches Unternehmen, das unter anderem Kaugummis aus heimischem Föhrenharz und Bienenwachs produziert. Damit hält es sogar das traditionelle Handwerk der Pecherei am Leben, das 2011 in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde.