Staunen und lernen

29. Mai 2023
Staunen und lernen
Ganz egal, wie oft und wie lange ich in der Natur unterwegs bin: immer wieder entdecke ich Neues. Manchmal mitten im Wald. Oder auf einer ungemähten Wiese. Oder im Uferbereich eines Baches oder Flusses. Gern auch halb verdeckt zwischen Kulturpflanzen auf einem Acker. Aber sehr oft auch am Rand von Gärten. Ab und zu ist auch schon etwas über den Zaun geklettert und ich kann es ausführlich und in aller Ruhe aus der Nähe betrachten. Kann die Blattstruktur befühlen und die Blüten zum Fotografieren in meine Hände nehmen. Manchmal denke ich auch nur, dass ich eine Pflanze noch nicht kenne. In Wirklichkeit habe ich sie aber nur noch nie in diesem Entwicklungsstadium gesehen. Oder es schon wieder vergessen. Auf jeden Fall ist jeder Ausflug spannend für mich. Und das wird wohl mein ganzes Leben lang so bleiben. Denn ausgelernt werde ich mit Sicherheit nie haben.
Kermesbeere
Schon im März habe ich die Asiatische Kermesbeere entdeckt. Auf einem steilen, sonnenbeschienenen Hang unter Walnussbäumen. Mitte zwischen Löwenzahn, Nelkenwurz und Gänsedistel war diese Blattrosette, die ich nicht wirklich zuordnen konnte. Und dann, ein paar Wochen später, erschienen die ersten Blütenstände. Sie halfen mir bei der Bestimmung. Die dunklen Früchte, die im Spätsommer reifen, sind für uns Menschen leider giftig. Bei den vielen Pflanzen hätte sich die Ernte wirklich gelohnt. Von Vögeln werden sie aber gerne gefressen. Und mit ihrem Kot entkommt die Zierpflanze der Umzäunung der Gärten und breitet sich in der freien Natur immer weiter aus.
Jungfer im Grünen
Jungfer im Grünen ist ein anderer Name für den Damaszener Schwarzkümmel. Den habe ich heuer an einer Gartenmauer zum ersten Mal entdeckt. Sehr dekorativ sind die weißen und himmelblauen Perigonblätter, die auf einem Kranz aus haarförmig zerschlitzten Hochblättern sitzen. Seine Samen kann man als Gewürz verwenden. Sie werden auch zu Öl gepresst. Das berühmte Schwarzkümmelöl wird allerdings aus dem Echten Schwarzkümmel gewonnen. Nur auf dieses trifft die Aussage „Schwarzkümmel heilt jede Krankheit, außer den Tod.“ zu. Sie soll sogar noch vom islamischen Religionsstifters Mohammed stammen.
Immer wieder Staunen
Doch auch Pflanzen, die ich schon lange kenne, faszinieren mich jedes Mal aufs Neue. Die Wilde Karde habe ich sogar als Dekoration daheim. In einer großen, schweren Blumenvase steht ein Strauß aus getrockneten Samenständen. Doch die junge Pflanze habe ich nicht wiedererkannt. Auch der Kleine Wiesenknopf ist etwas ganz Besonderes. An seinen Köpfchen trägt er oben weibliche, in der Mitte zwittrige und ganz unten männliche Blüten. Sie blühen von oben nach unten auf. Die männlichen zuletzt.
Wie wunderschön ist der Mohn in allen Entwicklungsstadien! Das flache, fiederschnittige Blatt. Die borstig behaarte Knospe, die Richtung Erde zeigt, solange sie noch ganz grün ist. Und die sich dann langsam aufrichtet und zum Himmel gewandt zur wunderschönen Blume öffnet. Die großen, weichen Blütenblätter. Und in ihrer Mitte der kegelförmige Fruchtknoten mit der Narbenscheibe, umgeben von über hundert Staubgefäßen. Aus ihm entwickelt sich die Kapsel, in der später die Samen reifen.