April! april!
28. April 2023
Gegensätze
Ich liebe diese Gegensätze. Das Wetter im April ist unberechenbar. Einmal richtig heiß wie im August. Dann wieder eisig kalt. Der Regen sorgt für üppiges Grün im Tal. Und auf den Bergen fällt immer wieder Schnee. Ich pendle zwischen Sommer und Winter. Stapfe oben knöcheltief durch den Neuschnee, und sammle unten mein Abendessen.
Sobald ich auf eine Lichtung komme, genieße ich den herrlichen Ausblick über das Inntal. Dann lasse ich meinen Blick wieder über die Vegetation schweifen. Baumbärte und andere Flechten überziehen die Baumstämme. Darunter die immergrünen Preiselbeersträucher. Und Schwarzbeersträucher, die langsam ihre Knospen öffnen. Und doch sind es nur mehr drei Monate, bis ihre Beeren erntereif sind. An den Erlen hängen noch die Kätzchen. Von den Brombeerranken kann ich immer noch nach Kokos schmeckende Knospen naschen. Und da, im eisigen Gebirgsbach, ein Teppich von Bachbunge und Bitterem Schaumkraut. Wie jedes Jahr zupf ich ein paar kleine Büschel aus. Mitsamt der Wurzel. Die kommen auf meinen Balkon. In einer Mischung aus Kies und Erde und immer reichlich Wasser fühlen sie sich wohl. Und ich habe immer frische, kressige Würze zur Hand.
Kleiner Bruder
Zügig wandere ich dem Tal zu. Auf dem Forstweg geht es viel schneller als quer durch den Wald. Bald ist alles wieder aper. Massen von Pestwurz am Wegrand, von schneeweiß blühend bis schlaff und verwelkt. Ein Schmetterling saugt an den Blüten. Seine ausgefransten Flügel heben sich kaum vom Untergrund ab. Ich staune, dass er damit immer noch fliegen kann.
Und da, hinter einem Stein halb verborgen, entdecke ich ihn. Den kleinen Bruder des gefährlichen Riesen-Bärenklaus. Ganz unauffällig in seiner bescheidenen Größe inmitten der anderen grünen Pracht. Es ist der Wiesen-Bärenklau mit seinen saftigen Stängeln und wohlschmeckenden jungen Blättern.
Feuchtwiese
Der viele Niederschlag und die Schneeschmelze haben den Hang durchtränkt. Junge Kohldisteln zeigen an, dass hier der perfekte Platz für Nässeliebhaber ist. Das wechselblättrige Milzkraut fühlt sich hier wohl. Obwohl seine Blüten so unscheinbar sind, leuchtet ihr Gelb-Grün doch schon von weitem. Essbar ist es. Doch mir schmeckt es nicht besonders. Nur dieses eine stecke ich in den Mund, denn gepflückt hab ich es schon. Und zum Wegwerfen ist es mir zu schade. Beim Mädesüß wird es noch eine Weile dauern bis es ins Auge fällt. Oder sein Duft in die Nase steigt. Eng am Boden liegen die Fiederblätter mit ihren großen und kleinen Blattpaaren am roten Stiel. Kaum zu glauben, dass hier im Sommer eine ganze Wolke von duftenden weißen Blütentrichtern stehen wird. Die Bach-Nelkenwurz ist kurz vor der Blüte. An ihrem hängenden Köpfchen wird sich bald die Knospe öffnen und rosa-orange Blütenglocken freigeben. Der Frauenmantel dagegen begnügt sich noch damit, Guttationstropfen in der Sonne in allen Farben des Regenbogens schillern zu lassen.
⇒ Hast du auch schon so eine Vielfalt an essbaren Wildpflanzen in deiner Umgebung entdeckt?